Zahnextraktionen
Die Zeiten, in denen eine Zahnextraktion immer auch eine Vollnarkose für das Pferd bedeutete, sind zum Glück vorbei. Nur noch in sehr wenigen Ausnahmefällen ist diese notwendig.
Grundsätzlich muss zwischen Zahnextraktionen beim alten und jungen Pferd unterschieden werden. Mit zunehmenden Alter kommt es immer wieder zu Lockerungen einzelner oder mehrerer Zähne im Gebiss des Pferderentners. Die lockeren Zähne stellen hierbei eine starke Beeinträchtigung bei der Futteraufnahme für das Pferd da. Röllchen kauen ist häufig die Folge. Diese lockeren Zähne lassen sich in der Regel mit wenig Aufwand im Rahmen der Routinezahnbehandlung ziehen. Hat sich zwischen zwei Zähnen eine tiefe Parodontose gebildet, in der sich Futter sammelt, kann auch diese das Kauen behindern und zu Gewichtsverlust oder Röllchen kauen führen. Sind die betroffenen Zähne noch nicht gelockert, sollte ein Termin zum Ziehen der Zähne an der Klinik vereinbart werden, da diese Zähne nicht selten noch sehr fest im Kiefer sitzen und es zu Komplikationen, wie dem Brechen eines Zahnes, kommen kann.
Muss bei einem jungen Pferd ein Zahn gezogen werden, weil dieser eitrig entzündet oder gebrochen ist, sollte der Eingriff immer in der Klinik durchgeführt werden, da dies viel aufwändiger und zeitintensiver ist.
Wie läuft so eine Extraktion ab? Zunächst wird eine gründliche Untersuchung des Kopfes und der Maulhöhle durchgeführt. Mit Hilfe von Röntgenbildern kann dann häufig der betroffene Zahn lokalisiert werden. Sind die Befunde nicht eindeutig, kann eine Überweisung zur Untersuchung im Computertomographen (CT) notwendig sein.
Ist der richtige Zahn gefunden, wird das Pferd sediert und erhält eine Betäubung des Nerven, der den entsprechenden Zahn versorgt. Die Sedation wird über einen Tropf aufrecht erhalten. Dafür bekommt der Patient einen Venenkatheter gelegt. Zusätzlich erhält das Pferd ein Schmerzmittel und meistens auch ein Antibiotikum.
Wenn notwendig, können bis zum Einsetzen der Betäubung schon Backenzähne beschliffen und korrigiert werden. Anschließend wird der Zahn durch Erweitern des Zahnzwischenraumes und Rotationsbewegungen mit der Zange gelockert. Läuft alles ohne Komplikationen ab kann der Zahn anschließend heraus gehebelt werden.
Ist die Zahnsubstanz jedoch schon zu stark vorgeschädigt oder liegen Frakturen vor, kann die Krone brechen und so ein Ziehen mit der Zange unmöglich machen.
Je nach Lokalisation des Zahnes und Größe des im Zahnfach verbliebenen Restes wird über das weitere Vorgehen entschieden. Zumeist wird der Zahnrest über einen ca. 2cm langen Schnitt in der Backe angebohrt und eine Gewindestange eingedreht. Anschließend kann der Zahn über eine Verdickung am Ende der Stange mit einem Spezialhammer „herausgezogen“ werden.
Ist diese Methode nicht erfolgreich oder sind die verbliebenen Reste zu klein, kann über eine kleine Bohrung in die Nasennebenhöhlen der Zahnrest mit Hilfe eines schmalen Metalpins „ausgeschlagen“ werden. Hierbei kann die entstandene Öffnung im Falle einer zusätzlichen Vereiterung der Nasennebenhöhlen zum Spülen genutzt werden.
Auch das Zerkleinern des verbliebenen Zahnrestes mit einer Fräse und das anschließende Aushebeln der Fragmente kann eine Möglichkeit sein. Ist der Zahn entfernt, wird die entstandene Lücke je nach Lokalisation zumeist temporär verschlossen (Plombe).
Oftmals bleiben die Pferde nach der Operation eine Nacht zur Beobachtung an der Klinik, können dann am nächsten Tag aber in der Regel entlassen werden.
Je nach Lokalisation des Zahnens können die Pferde ca. 4-8 Wochen nach der Operation wieder normal geritten werden.